Unweit des Gietenkopfes, im sogenannten Königsholz, stand ein Gedenkstein. Dieser erinnerte an die Mordtat des „übelbeleumdeten Lumpensammlers und Wilddiebes Friedrich Ulrich aus Tilleda an dem 59-jährigen Waldhüter Carl Rose, ebenfalls aus Tilleda.
Dies geschah vor 133 Jahren am 19. Oktober 1884, einem Sonntag.
Die Beisetzung des Ermordeten erfolgte am 22. Oktober auf dem Friedhof in Tilleda. Er wurde unter großer Anteilnahme der Einwohner bestattet.
Über die Tat ist folgendes Bekannt: Rose begab sich nachmittags 3 Uhr in den Forst, kehrte aber nicht zu der bestimmten Stunde zurück. Seine Frau, welche nichts Gutes ahnend angstvoll Stunde auf Stunde vergeblich wartete, ließ darauf nach ihm suchen, doch war nirgends eine Spur von ihm zu finden. Erst nachdem vom Gemeindevorsteher eine große Schar von Suchern aufgeboten wurde, fand man ihn leblos im dichten Walde.
Ein in der Nähe liegender Rehbock ließ darauf schließen, dass die Wilderer beim Forstfrevel ertappt und, um der Strafe zu entgehen, den Forsthüter erschossen haben. Man hatte den Leichnam mit Laub und Zweigen bedeckt. Die Untersuchung ergab, dass der Schuss in die Brust sofort tödlich gewesen ist, die Ladung bestand aus gehacktem Blei.
Das Gewehr des Waldhüters Rose war verschwunden, wohl aber hat man an dem Tatorte einen modern gearbeiteten Stock aufgefunden, welcher zur Entdeckung des oben erwähnten bereits mehrfach vorbestraften Wilddiebes Ulrich führte.
Ulrich machte, ehe die Untersuchung abgeschlossen war, seinem Leben durch Erhängen im Gefängnis von Frankenhausen selbst ein Ende.
Seit 1886 stand im Waldteil „Rosestein“ auf Befehl des Fürsten Georg Albert von Schwarzburg-Rudolstadt ein Denkstein für den „pflichtgetreuen und geistlich gesinnten Beamten“. Diese Aufstellung erfolgte in Anlehnung an mittelalterliche Rechtsgewohnheiten, wo man für einen Ermordeten bzw. Verunglückten am Ort des Geschehens ein Steinkreuz setzen ließ.
Leider ist jener Rose-Gedenkstein seit Herbst 1984 verschollen.
Im März dieses Jahres entdeckte der Vorsitzende des Arterner Geschichtsvereins „Aratora“ Andreas Schmölling einen abgelegten Stein auf dem Gelände des Bauhofes in Artern. Manfred Wirth aus Tilleda nahm ihn in Augenschein und fand ihn als neuen Rose-Gedenkstein geeignet.
Die Bürgermeisterin der Stadt Artern Christine Zimmer schenkte diesen abgelegten Stein dem Heimat- und Geschichtsverein „Goldene Aue“. Der Bohr- und Geotechnik-Betrieb Alexander Nowak aus Tilleda holte ihn zur Bearbeitung nach Tilleda. Der ortsansässige Paul Meyer, links im Bild, meißelte die neue Inschrift ein. Seine Vorlage waren Fotografien des Originalsteines.
Am 7. Oktober haben Paul Meyer, Uwe Meier, Manfred Wirth, Michael Richter und Manfred Schröter diesen Stein aufgestellt.
Am 19. Oktober wurde das neue Denkmal an alter Stelle mit einer kleinen Zeremonie und musikalischer Umrahmung der Perforcehornbläser Stolberg unter Leitung von Frank Rudhardt im Beisein von über 50 Besuchern der Öffentlichkeit übergeben.
Manfred Schröter sagte unter anderem: „Ein großes Dankeschön für die schnelle und unbürokratische Unterstützung unseres Vorhabens gebührt dem Forstamtsleiter Uli Klüßendorf vom Thüringer Forstamt Sondershausen sowie dem Revierleiter Jens Bracke des Reviers Bad Frankenhausen.
Wir übergeben den Rose-Gedenkstein, im Namen des Heimat- und Geschichtsvereins „Goldene Aue“, in die Obhut des Thüringer Forstamts Sondershausen. Möge er den Waldteil „Rosestein“ im Landesforst recht lange zieren und für die Erholungssuchenden ein beliebtes Wanderziel werden. Mögen sich zukünftige Generationen an die ruchlose Tat vor nunmehr 133 Jahren und an den Tag der Neuaufstellung im Reformationsjubiläumsjahr erinnern.“
Der Revierleiter Jens Bracke erinnerte an die waldwirtschaftliche Arbeit unserer Vorfahren und erläuterte die Hintergründe der vielen Wilddiebsgeschichten, welche durch die Not, besonderes in Krisen- und Kriegszeiten befördert wurden.
Der Leiter des Naturparks Kyffhäuser Dr. Jürgen Pusch sagte seine Unterstützung zur Aufstellung einer Informationstafel zu, da der Gedenkstein inmitten des Naturparks Kyffhäuser und unweit des Jugendwaldheimes Rathsfeld steht. Wir wünschen uns alle, dass das Umfeld zugänglich und gepflegt bleibt.
Die Vertreterin des Biosphärenreservates „Karstlandschaft Südharz“ Karin Rost betonte die enge Zusammenarbeit mit dem Heimat- und Geschichtsverein und Pfarrer i.R. Donald Hilbert sprach das „Vaterunser“ im Gedenken.
Die Perforcehornbläser Stolberg unter der Leitung von Frank Rudhardt
beendeten die Feier mit einem „Großen Halali“.
Text: Manfred Schröter
Fotos: Raik Schröter