Miriam Deforth im englischen Garten in Bendeleben
Wiese mit einzigartige-reicher Artenvielfalt
der älteste englischen Garten auf dem europäischen Kontinent in Bendeleben
TV-Moderatorin und Kommunikationstrainerin Miriam Deforth ist seit Anfang 2018 Naturpark Kyffhäuser Botschafterin. In ihrem „Miris Kyffhäuser-Blog“ berichtet sie jeden Monat von ihren Erlebnissen und Abenteuern im Naturpark.
Miri's Kyffhäuser Blog wird unterstützt von hessnatur. Vielen Dank!
18. August 2018
Der August ist solch ein unverschämt langsamer Monat, oder? Irgendwie steht die Zeit still. Alles wartet auf die erlösenden, kühleren Nächte des nahenden Septembers. Dann kommt wieder Bewegung ins Land.
Ernte. Kirchweih. Tanz und Gesang. Bis der November die Welt in einen anderen Rhythmus haucht.
Und der August? Irgendwie ist er eben einfach noch Sommer. Ein etwas reiferer Sommer, der auf seine Ablöse wartet. Träge sitzt er auf einer der Obstwiesen des Kyffhäusers herum und blickt mit blauen, verschmitzten Augen aus einem sonnengebräunten, von Lachfalten etwas müde gewordenen Gesicht. Er wirkt in diesem Jahr zufrieden.
Viel Sonne und das nährende Salz im Boden des Naturparks haben beinahe dschungelähnliche Zustände in einigen Bereichen des Kyffhäusers geboren. Nach Wachstum und Gluthitze gilt es nun für den August, das Werk des Sommers zu vollenden.
Und wie macht er das? Naja, hauptsächlich durch Nichtstun. Denn es ist ja alles erledigt. Für die betriebsamen Menschen dieses Landes ist das oft eine etwas verstörende Vorstellung. Da sitzt einer vier Wochen lang unter einem Apfelbaum und genießt mit Geist und Herz das Werk, das Kollegen für ihn verrichtet haben.
Eine Unverschämtheit, oder?
Die sogenannten „Träumer“ wurden in der Gesellschaft wahlweise geächtet oder unter Protest geduldet. Geächtet, weil sie den anderen „auf der Tasche liegen“- Geduldet zum Beispiel, weil sie so nett sind. Sie sind die Poeten unter den Menschen. Sie schreiben Gedichte – manchmal – unregelmäßig.
Oder leise Lieder, die sie in mondbeschienenen Nächten, sich selbst auf einer Konzertgitarre begleitend, einem kleinen Publikum präsentieren. Und kaum ist der sanfte Applaus weniger Hände verklungen, sitzen sie wieder tagelang da. Unbewegt. Und schauen und staunen in die Welt.
Unnützes Pack. Diese Träumer.
Oder sind sie, die Träumer, in Wahrheit eben diese Kollegen, die uns hektisch Betriebsame immer einmal wieder daran erinnern, dass es im Leben auf ganz natürliche Weise so etwas wie ein „Ein- und Ausatmen“ gibt? Die aktiven Zeiten erwarten eine Ruhephase, die irgendwann dringend wieder von Geschäftigkeit abgelöst werden möchte? Na, dann wären wir dem August ja wohl hiermit auf der Spur.
Ist er vielleicht der Monat des „Ausatmens“ in jedem Jahr? Wenn Mai, Juni und Juli voller Energie, Blütenpracht, Erdbeerernte und Eiscreme ihre Pflicht erfüllt haben, dann kommt der August, um ihr Werk zu bestaunen und zu feiern. Irgendeiner muss es ja tun. Denn wenn die Menschen im August wieder aus ihren Urlauben heimkehren, dann geht ja der Alltag wieder los. Dann bleibt keine Sekunde zum Innehalten.
Der August erledigt das einfach für alle. Er lähmt. Auf entspannende Weise. Wer nicht wachsam ist, spürt beim Durchschreiten der historischen Obstbaumbestände diesen unbestimmten Drang, es sich neben dem August mal eben gut gehen zu lassen. Sich in den Schatten einer besonderen Apfelsorte zu legen, den Hut tief in die Stirn zu klappen und dem Gesirre und Gewirke der vielen Insekten zu lauschen. Bewundernd könnte der schlafmüde Blick dann über die Gräservielfalt, die Ebenen und die Terrassen des Kyffhäuser schweben und das Gehirn des Ruhenden könnte so etwas denken wie: „Bleib einfach ein paar Tage hier. Und atme in Ruhe aus. Dann kann der Herbst kommen.“
Viel Freude bei Ihrem Besuch im Kyffhäuser – jetzt – im August.