Miriam Deforth - Naturpark Kyffhäuser Botschafterin
Blüte von Miris Kyffhäuser Baum
TV-Moderatorin und Kommunikationstrainerin Miriam Deforth ist seit Anfang 2018 Naturpark Kyffhäuser Botschafterin. In ihrem „Miris Kyffhäuser-Blog“ berichtet sie jeden Monat von ihren Erlebnissen und Abenteuern im Naturpark.
Miri's Kyffhäuser Blog wird unterstützt von hessnatur. Vielen Dank!
31. März 2019
Da ist er. Der trotzige Monat März. Beinahe wie ein kleines Kind stampft er mit dem Fuß auf und brüllt so laut er kann: „Ich mag den grauen Driss des Winters nicht mehr sehen!“ Und dann legt er los.
Den Putzeimer mit Wasser gefüllt, die Handschuhe übergezogen, den Mopp in der rechten und den vollen Eimer in der linken Hand marschiert er los. Sein Blick ist finster und die Unterlippe hat er sauer über die Oberlippe gestülpt. So nicht!! Lange genug hat der Kyffhäuser das Asch und Kalk der kalten Monate über den Laufsteg der Wanderwege flanieren lassen. Jetzt ist Frühlingsmode angesagt.
Doch vorher wird aufgeräumt. Im Kyffhäuser würde der wache Wanderer diesen Vorgang dieser Tage vermutlich mit ungläubiger Miene wahrnehmen können, würde er genau hinschauen. Dann nämlich bemerkt er einen März mit wahnsinnigem Blitzen in den Augen, der Sturzbächen gleich seine Wassereimer über den Baumbestand und die Wiesen kippt. Um dann, im gleichen Moment, die Sonne durch die Wolken zu schubsen, damit er sieht, wo es am meisten zu feudeln gibt.
Unter den Büschen, auf den geheimen Pfaden, in den Obstwiesen, überall liegt Winterzeug herum. Und dass hier mal einer richtig aufräumt, ja, dafür ist der März in jedem Jahr des Wetters bester Agent. Er wird herbeigerufen, wenn es gilt, für den Frühling alles herzurichten. Der kommt nämlich im Festtagsgewand irgendwann angetänzelt und möchte Blümchen streuen. HA! Mitten ins Chaos. Alleine beim Drandenken kommt dem März schon die Galle hoch. Jaaaa, der Frühling. Einen Schöngeist nennen ihn die Naturgeister im Kyffhäuser. Einen Bekloppten schimpft ihn der März.
Mit Hochzeitsglocken als persönliche Introduktion schalmeit diese eingebildete, singende, hüpfende, tanzende Nervensäge sich den Weg frei – den der März vorher gewaschen, gefegt und gebohnert hat. Denn der Frühling naht sich stets in High Heels. 15 cm und mehr bindet sich dieser Blütenblusen tragende Knospenterrorist an seine blassen Füßchen und kann damit natürlich weder die naturbelassenen Pfade des englischen Gartens ordentlich entlangschreiten, noch den Aufstieg zum Barbarossadenkmal über sich bringen. Wenn nicht alles blitzeblank ist.
Und dann dieses alberne, goldene Horn voller Blüten und Kirschen und Erdbeeren und Spargel. Pah! Dem März kocht die Kehle, wenn er darüber nachsinnt, dass irgendeiner mit Namen Boticelli den Frühling mit diesem „Kelch voller Kitsch“ gemalt hat. Seitdem hat er ihn wohl in der Hand. Dem Frühling hat dieses Bild nämlich gefallen – geschmacklos, wie er ist. In den Augen des Märzes, der die Drecksarbeit übernimmt. Wie immer. Und damit nicht genug. Jener Maler Boticelli setzt dem Frühling noch diesen kleinen, feisten Engel übers Haupt, den Amor.
Na und damit ist der große Ramtatamm Auftritt im Mai dann wohl perfekt. Der Frühling und seine hippy-esque Schar durchgedrehter Liebesboten und Blütenschleuderer. Ihr sehr schon, liebe Leser. Da wird einem nicht gerade besser, hört man dem März mal zu, wenn er in Rage kommt.
Und offenbar tut ihm das Geschimpfe gut. Denn mit noch mehr Verve greift er gleich wieder zum Lappen und ratzt die letzten Grauschleier von den Baumstämmen und den Pfaden. Einem riesigen Föhn gleich bläst der Westwind dann alles trocken und alles zu Trockene davon. Natürlich erst, wenn der März aus Leibeskräften nach ihm gebrüllt hat.
Und wenn die Erde trocken ist vom vielen Wässern und wenn die Pfade freigefeudelt ist von jeder noch so kleinen Winterspur, dann huscht ein Lächeln über das ansonsten grimmige Gesichtchen des Monats März. Dann setzt er sich kurz in die Krone eines Kirschbaums. Ja, diese Freiheit nimmt er sich. Und wenn er sehr gut gelaunt ist, weil alle Arbeit getan ist, dann holt er eine kleine Gitarre aus seiner Weste und zimbelt sich eine irische Weise. Weil: DAS IST MAL ECHTE MUSIK. Nicht so ein Gejauner, das der Frühling sich aus dem Barock leiht und von 100 Geigen spielen lässt.
Und während der März sich einen Song von grünen Hügeln singt, wacht der Kirschbaum auf, solidarisiert sich mit den letzten Tagen des Putzmonats und treibt seine Blütenpracht einfach schon mal ohne den großspurigen Frühling. Eine kleine Revolte, sozusagen. Nichts Ernstes natürlich.
Du möchtest Dir das Werk des Putz- und Reinigungsmonats ansehen? Live? Dann nimm Dir gleich den Osterspaziergang im Kyffhäuser vor und schreibe ihn zuverlässig in Deinen Kalender ein. In diesem Jahr kannst Du zum Osterfest nicht nur den Frühling in seiner neuesten Mode auf den Laufstegen des Naturparks bewundern, nein. Du kannst gleich mitflanieren. Wie ein Topmodel. Und Blüten werfen… wenn Du den Schneid dazu hättest.