TV-Moderatorin und Kommunikationstrainerin Miriam Deforth ist seit Anfang 2018 Naturpark Kyffhäuser Botschafterin. In ihrem „Miris Kyffhäuser-Blog“ berichtet sie jeden Monat von ihren Erlebnissen und Abenteuern im Naturpark.
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28. Juli 2018
Gluthitze über den Flächen und Anhöhen des Kyffhäusers. Auf den Steinen, die die Wege des Englischen Gartens säumen, lässt sich Toastbrot mit Spiegelei braten. Libellen surren wie kleine Drachen durch die hochofenähnliche Luft. Schatten stiften mühsam die alten Blutbuchen. Wer dieser Tage wandert, bekommt die sommerliche Bräune eines karibischen Gewürzhändlers. Und auch das kann schön sein.
Die meisten Menschen, die sich dennoch hinauf aufs Kyffhäuserdenkmal schleppen, wünschen sich eins: Kühle. Und die gibt es im Kyffhäuser an glutheißen Sommertagen auf den zweiten Blick.
Wenn sich die beinahe unscheinbare Tür zu den unterirdischen Geheimnissen der Naturlandschaft öffnet, zur Barbarossahöhle nämlich, dann treffen sich in diesem Augenblick 40 Grad außen und 5 Grad Innentemperatur. Gewittrig. Reine Physik. Der Knall bleibt aus. Und die Sinne rufen im Chor: Schnell hinunter in die Höhle des Kaisers. Dort heißt es: Durchatmen!
Die Barbarossahöhle ist Anziehungspunkt für viele Reisende aus aller Herren Länder. Zurecht.
Gerade jetzt.
Denn hier herrscht auch im Hochsommer so etwas wie „Coolness Extended“. Entspannende Kühle, an der Grenze zur Kälte, lässt Bermudahosenträger und Sommerkleidliebhaberinnen spätestens nach 10 Minuten endlich einmal wieder frösteln. Da die unendlich schöne Kuppelbildung aus weißem Stein, im Dunkeln der Höhle gräulich den Fokus des Besuchers sowieso auf die beeindruckende äußere Form der Höhle lenkt, ist die Kälte schnell nebensächlich.
Die gesunde Luft atmend, an den unterirdischen Seen entlang spazierend, kommt das Auge ganz selbstverständlich ins Träumen. Was wäre, wenn hier tatsächlich der Kaiser mit seiner gesamten Gefolgschaft in tiefem Schlafe läge und erst erwacht, wenn die Menschheit wach geworden ist? Wenn sie bereit ist, für einen friedvollen Weg in eine Zukunft des miteinander Lachens und Tanzens und Genießens? Was wäre, wenn der Besucher der Höhle das Atmen der Gefolgschaft wahrnehmen könnte? Ihren ruhigen Puls, während sie im weißen Antlitz der Felsen schlummernd vor sich hinlächeln?
Was wäre, wenn ihre grenzenlose Freude auf die Zeit nach Angst und Stress und Wut und Neid sich sanft auf jeden Besucher der Höhle überspielen würde?
So… im Vorübergehen?
Im Einatmen?
Im neugierigen Ansehen des Thrones.
Quasi, wie ein Upload aus einem Märchen, das in der Luft der Höhle molekülartig aufgelöst im Stande ist, über die Lunge auch die Seele des Menschen zu erreichen?
Dann kämen alle Besucher der Höhle mit dem „Lächeln der Gefolgschaft“ zurück an die Oberflächen des Kyffhäusers. Und noch mehr: Durch die Inhalation der ohnedies gesunden Luft, die dann auch noch Märchenmoleküle in sich hätte, Moleküle mit sagenhaftem Heldencharakter übrigens, hätten sie auch Sorgen und Ängste, die sie mit in die kühlen Tiefen der Höhlenlandschaft gebracht hätten, einfach vergoldet.
Alles, was vor dem Gang durch das schlummernde Lächeln der Schar des Kaisers, noch schwer und müde in den Gedanken klebte, wäre dann leicht. Und bei dem einen oder anderen wäre der Wunsch entstanden, sich selbst zu verändern. Dort, wo es bisher viel Streit und Toastbrot gab, wäre nun mehr verschmitzter Humor und eine entspanntere Haltung.
Hach.
Dann wäre ich in erster Reihe zu Gast im Kyffhäuser, wenn der Kaiser aus seiner Schlafhöhle stiefelt. Gefolgt von seinem vollständigen, geheimen Hofstaat. Und ich würde ihm und uns zujubeln: „Go, go, go!“ Oder so.
Und es wäre nicht mehr all zulange bis dahin. Solange nur viele Menschen die Höhle besuchten und dort tiefe Atemzüge nehmen würden. Egal, ob bei Gluthitze oder auch im Herbst, oder im Winter. Und diese Jahreszeiten werden wir alsbald in diesem Blogpost genauer beäugen.