TV-Moderatorin und Kommunikationstrainerin Miriam Deforth ist seit Anfang 2018 Naturpark Kyffhäuser Botschafterin. In ihrem „Miris Kyffhäuser-Blog“ berichtet sie jeden Monat von ihren Erlebnissen und Abenteuern im Naturpark.
24. Februar 2020
Wie viel Held ist in Dir?
Die meisten Menschen würden auf diese Frage sicher eher irritiert reagieren – denn: Was ist schon ein echter Held? Jemand wie Sigfried aus der Nibelungensage? Oder Tarzan? Oder Robin Hood, der von den Reichen nahm und es den Armen gab – unter Einsatz seines Lebens? Oder ist eher eine Pipi Langstrumpf eine Heldin? Sie gestaltet ihr Leben sehr eigenverantwortlich, mit viel Charme und Kraft und findet für jedes Problem eine unkonventionelle Lösung.
Und warum ist das überhaupt das Thema dieses Blogposts?
Naja - so ein bisschen bietet sich der Kyffhäuser als Schauplatz der historischen Barbarossa-Sage und der viel realeren Verbindung zu den Deutschen Bauernkriegen ja an. Die vielen geheimnisvoll verschlungene Pfade und Spuren längst vergangener Zeiten bringen mich hin und wieder dazu, mir die Frage zu stellen: Wie viele Helden werden mit diesem Naturpark in Verbindung gebracht? Und was genau ist an ihnen das Heldentaugliche?
Beim Barbarossa, dem Kaiser, der angeblich in der Barbarossahöhle in ein neues Zeitalter von Frieden und Zwischenmenschlichkeit hinein schläft, scheiden sich schon die Geister.
Historisch eher vage belegt, gehörte er zu den Streitbaren unter den Kaisern. Gegen was auch immer es sich zu widersetzen lohnte – der Rotbart tat es zuverlässig. Sogar mit dem Papst ließ er sich auf Uneinigkeit ein, was umgehend zu seiner Exkommunizierung führte. Kreuzzüge schienen eines seiner liebsten Hobbies gewesen zu sein und kurz vor seinem letzten, geplanten welchen, ertrank der Monarch dann auf der Reise dorthin, außerhalb jeder ruhmreichen Schlacht.
Dass er bis heute in den Mythos deutscher Freiheitshoffnung eingegangen ist, ist schwer nachvollziehbar. Und irgendwann, im Zuge der Bauernkriege, bediente man sich offenbar seiner großen Streitbarkeit und kürte ihn zu einer Art Role-Model der Auflehnung.
Manchmal ist es eben post mortem einfacher, eine Gestalt zum Helden zu machen. Der Kaiser jedenfalls konnte sich zu diesem Zeitpunkt zumindest nicht mehr selbst dagegen wehren (und vermutlich hätte er es getan, das war ja etwas, was er grundsätzlich tat).
Wenn nun also ein Held irgendetwas tut oder ist, was ihm zum Helden macht, so können wir bei den landläufigen Helden auf jeden Fall Parallelen finden. James Joyce und Joseph Campbell gehören wohl zu den berühmtesten Forschern, die sich mit den Eigenschaften von Helden, zum Beispiel in der vielzitierten „Heroes Journey“ befassten:
Meistens retten diese sogenannten Helden irgendjemanden oder irgendetwas – im Idealfall unter Einsatz ihres eigenen Lebens.
Sie verfügen über besondere Kräfte, wahlweise körperlich, geistig oder in beiden Bereichen.
Die meisten Helden kommen nicht als solche zur Welt, sondern durchleben einige Abenteuer und Missgeschicke, bis sie auch auf eine heldenhafte Erfahrung zurückgreifen können.
Helden gehen (mal mehr, mal weniger) mutig in ihre Herausforderungen und verstecken sich nicht vor ihrer „Bestimmung“.
Meist gibt es ein initiales Schlüsselerlebnis in ihrem Leben, während dessen Verlauf ihnen klar wird, dass sie zum Heldentum bestimmt sind.
Wie sehr ein Barbarossa in diese Voraussetzungen bei einem Bewerbungsgespräch für die „Deutsche Agentur Echten Heldentums“ (Behörde von der Autorin frei erfunden) erfüllen würde – naja – machen Sie sich gerne selbst ein Bild.
Dieser Blogpost möchte auch auf ein gänzlich anderes, schriftstellerisches Ziel hinaus: Wo genau sind Ihre persönlichen Heldenfähigkeiten?
Natürlich könnten Sie jetzt die Augenbrauen zusammen ziehen und so etwas antworten wie: Hab ich nicht. Ich bin total normal.
Und glauben Sie mir: Das sind sie nicht. Denn einer „Norm“ entspricht sowieso kein einziger Mensch. Wir können uns alle irgendwie „normal“ verhalten oder unser Leben lang all unser Bestreben danach ausrichten, bloß nicht aufzufallen. Am Ende tun wir es so oder so. Ja, manche Zeitgenossen fallen insbesondere dadurch auf, dass sie so unauffällig sind. Das haben Sie sicher auch schon einmal festgestellt.
Deshalb glaube ich, dass diese Frage vielleicht etwas ungewöhnlich und dennoch berechtigt ist. Denn wenn Sie Ihre Heldenhaftigkeit nicht selbst herausfinden, tun dies für Gewöhnlich Menschen nach Ihrem Ableben für Sie. Und das geht nicht immer sinnvoll aus.
Zudem ist es nützlich, wenn Menschen ihre größten Stärken kennen und benennen können. Dann wissen sie nämlich viel besser, mit Ihrem Leben umzugehen: Sie treffen meist bessere Entscheidungen, welche Berufe oder Partner sie wählen, welche Art von Reisen und Abenteuern sie für sich buchen und wie sie leben. Land oder Stadt, Haus oder Wohnung, zweckmäßig oder pompös… ja, ganz genau: Was passt zu Ihrem persönlichen Heldentum?
Um das herauszufinden (und wir fangen mal sehr einfach an), schreiben Sie sich doch einfach einmal folgendes auf:
Welche drei Tätigkeiten / Wissensgebiete bereiten Ihnen das meiste Vergnügen? Lassen Sie sich ruhig ein wenig Zeit dafür. Sie sollten keinesfalls etwas aufschreiben, was sich „okay“ anfühlt, sondern ausschließlich die drei Tätigkeiten oder Bereiche, bei denen Sie wirklich große, innere Freude fühlen und die Zeit nur so verfliegt, wenn Sie sich damit befassen.
Danach schreiben Sie bitte separiert von Ihren ersten Notizen auf: In welchen drei Bereichen des Lebens kennen Sie sich am besten aus? Diese Frage dürfte einfach zu beantworten sein. Denn Sie wissen ja am besten, wovon sie am meisten wissen. Dieses Wissen kann genauso durch Ausbildungen entstanden sein, wie durch häufiges Beschäftigen damit. Flugtechnik-Fans wissen bisweilen mehr über Aeronautik und Flugzeugtechnik, als professionelle Piloten. In welchen Gebieten also haben Sie über Jahre und viel Zeitinvestition großes Know-How angesammelt. Dies kann auch „Rührei zubereiten“ sein – Hauptsache, Sie kennen sich wirklich gut aus.
Und zu guter Letzt notieren Sie sich wieder separat: In welchen drei Bereichen des Lebens bekommen Sie besonders viel gutes Feedback von Ihren Mitmenschen? Meistens ist das auffällig, sobald Sie sich bewusst darauf konzentrieren. Seien Sie bei der Beantwortung dieser Frage ein echter Statistiker und vergleichen Sie die Häufigkeit von Lob, Fragen nach Ihrem Rat, anerkennenden Worten und vielleicht auch erfolgreicher Monetarisierung mit Bereichen in ihrem Leben, in denen dies häufig oder sogar ganz fehlt.
Achtung: Es kann sein, dass Sie mehr positives Feedback in einem Bereich erhalten, der gar nicht so sehr Ihren drei zuvor notierten Stärken entspricht. Das ist kein Grund zur Sorge.
Wenn Sie nun die drei Fragen vor sich liegen haben, dann sehen Sie drei Kategorien mit jeweils drei Antworten darin.
Und nun?
Nun sind Sie einfach einmal Ihr eigener Consultant – denn Sie kennen sich selbst ja am besten.
Gibt es Parallelen in den drei Kategorien?
Wenn in zwei oder allen drei Bereichen der gleiche oder ein ähnlicher Lebensbereich auftaucht, heißt das übersetzt:
Sie haben dort offenbar besondere Kräfte, denn Sie haben Freude daran, hier tätig und am Ball zu bleiben.
Sie bauen Ihre Expertise aus und wissen sehr viel über diesen Bereich.
Und Sie scheinen andere Menschen mit ihrem Wissen und Ihrem Können zu Begeistern. Das ist großartig – denn damit öffnen Sie auch anderen neue Horizonte und bringen sie weiter im Leben. Dadurch, dass Sie Wissen teilen, retten Sie unter Umständen auch das eine oder andere Leben – ohne dass eine akute Not besteht. Und das ist sowieso toller.
Und wenn gar keine Parallelen zu finden sind?
Dann heißt das keineswegs, dass Sie kein echter Held sind. Ihre Kräfte wurden lediglich, so wie am Anfang einer jeden Heldenreise beschrieben, noch nicht geschult.
Denn dort, wo Sie auf natürliche Weise den meisten Spaß an Tat und Wissen haben, dort wird es Ihnen auch am leichtesten Fallen, ein mehr und mehr an Stärke und Kraft zu entwickeln. Vielleicht ist ihre Antwort einfach ein Zeichen dafür, dass Sie sich einmal wieder mehr Ihren eigentlichen Stärken, Ihrem liebsten Hobbie oder sich selbst zuwenden dürfen.
Und alles andere? Nun, das erkennen Sie bestimmt, wenn Sie sich Ihre Notizen noch einmal in Ruhe betrachten. Aus Ihnen selbst kommen die besten Deutungen für Sie. Ein echter Held kümmert sich nämlich gut um sich. Wenn er oder sie stark, ausgeruht, gesund und glücklich sind, können sie viel, viel einfacher andere Menschen retten. Finde ich.
In diesem Sinne: Genießen Sie die Karnevalszeit und starten Sie gut in den März. Dann gibt’s ein neues Posting. Mit einem neuen Thema.
Heldenhafter Gruß.
Ihre Miriam Deforth